![Frau erhält Ozontherapie im Behandlungsraum](https://www.naturheilverfahren.de/wp-content/uploads/2024/03/Ozontherapie-1-1024x631.jpg)
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Mit Anwendungen, die von der Reparatur geschädigter Gelenke über die beschleunigte Erholung nach Sportverletzungen bis hin zur Hautverjüngung und der Behandlung von Haarausfall reichen, birgt die PRP-Behandlung zahlreiche Versprechungen. Doch wie funktioniert diese Therapie genau, welche wissenschaftlichen Belege unterstützen sie, und inwieweit halten die hohen Erwartungen einer kritischen Überprüfung stand?
Anwendung von plättchenreichem Plasma (PRP) zur Behandlung von Haarausfall. Foto: Shutterstock
Die Behandlung mit thrombozyten- oder plättchenreichem Plasma (PRP) ist eine Form der Eigenbluttherapie, die darauf abzielt, die natürlichen Heilungsprozesse des Körpers zu beschleunigen und zu verstärken. Sie nutzt eine konzentrierte Lösung von Thrombozyten (Blutplättchen), die aus dem eigenen Blut des Patienten gewonnen wird. Diese Thrombozyten sind reich an Wachstumsfaktoren und Proteinen, die essentiell für die Gewebereparatur und -regeneration sind.
Die Anwendung von PRP ist die am intensivsten untersuchte Methode der Eigenbluttherapie. Gegenwärtig existieren allerdings viele unterschiedliche PRP-Produkte und Verabreichungsprotokolle, was einen Vergleich verschiedener Verfahren erschwert.
Bei der PRP-Behandlung wird dem Patienten Blut entnommen und zentrifugiert, wodurch sich das Vollblut in verschiedene Schichten auftrennt. Die Schicht, die das Plasma mit den Thrombozyten enthält, wird separiert, um die Thrombozyten zu konzentrieren – das resultierende Produkt ist das thrombozyten- bzw. plättchenreiche Plasma (PRP). Dieses PRP wird demselben Patienten wieder injiziert. Wird es zusätzlich noch „aktiviert“ (z.B. durch Thrombin oder Kalziumchlorid), enthält es neben den zellulären Bestandteilen auch erhöhte Konzentrationen verschiedener körpereigener Wachstumsfaktoren (z.B. PDGF und TGF-b), Zytokine (regulatorische Proteine, die bei Entzündungsreaktionen eine Rolle spielen) und Zelladhäsionsmoleküle, wie Fibrin oder Fibronektin.
Zur Herstellung und Aktivierung von PRP gibt es mehrere Verfahren und damit unterschiedliche Präparate, die sich in der Zusammensetzung und der Konzentration der Zellen und Inhaltsstoffe unterscheiden, z.B. reines plättchenreiches Plasma oder leukozyten- und plättchenreiches Plasma.
Das Konzept von PRP basiert auf der Annahme, dass die erhöhten Konzentrationen von Wachstumsfaktoren und Zytokinen Entzündungsprozesse hemmen und die Bildung von Kollagen und Elastin anregen. Dies soll die Gewebeheilung fördern und schmerzlindernd wirken. Darüber hinaus enthalten PRP-Präparate hohe Konzentrationen an Fibrinogen (Fibrinkleber), was die Wundstabilität erhöht, ein günstiges Gerüst für die Zellmigration schafft und zu einer besseren und schnelleren Knochenregeneration führt. Die verschiedenen Wachstumsfaktoren in PRP wurden in der Übersichtsarbeit von Fioarvanti (2015) zusammengefasst.2
Die unterschiedlichen, nicht standardisierten Herstellungsverfahren führen zu qualitativ und quantitativ unterschiedlichen PRP-Produkten, was möglicherweise die große Heterogenität der klinischen Ergebnisse erklärt.
Die PRP-Therapie steht im Rampenlicht für ihr Potenzial, natürliche Heilungsprozesse zu unterstützen. Dieser Überblick untersucht ihre Anwendungsbereiche und was die neuesten Studien über ihre Wirksamkeit aussagen.
In den meisten klinischen Leitlinien wird die Anwendung von PRP bei Kniearthrose nicht empfohlen, da die wissenschaftliche Evidenz für die Wirksamkeit hinsichtlich Symptomatik und Gelenkstruktur widersprüchlich ist.
Die Übersichtsarbeit von Philips et al. (2020) vergleicht die Injektion von Hyaluronsäure, verschiedene PRP-Präparate und Placebo. Ergebnis: Die Injektionen von PRP reduzierten die Schmerzen am besten – auch wenn der Effekt insgesamt gering war. Wurden nur die qualitativ hochwertigsten Studien berücksichtigt, war die Hyaluronsäure dem PRP überlegen, allerdings sind die Ergebnisse wegen der großen Schwankungsbreite unsicher.3
Andere Übersichtsarbeiten und Metaanalysen von RCTs, die PRP im Vergleich zu Hyaluronsäure oder Placebo verglichen, fanden ebenfalls statistisch signifikante Vorteile bei Kniearthrose-Symptomen.4,5
Die Ergebnisse dieser Übersichtsarbeit sind nicht gut abgesichert, da sich die eingeschlossenen Studien stark in den PRP-Zubereitungen, der Anzahl der Injektionen und den Zeitpunkten der Wirkungsmessung unterscheiden.
Dagegen fand eine randomisierte klinische Studie, mit relativ großer Stichprobe und langer Nachbeobachtungszeit, in der PRP vs. Placebo bei Kniearthose verglichen wurde, keine signifikanten Unterschiede in Bezug auf Symptome oder Gelenkstruktur oder andere Ergebnisse.6
Die Autoren vermuten, dass die fehlende Verblindung in früheren Studien die Ergebnisse verzerrt haben könnte. Außerdem sind PRP-Präparate heterogen und nicht standardisiert, so dass die Ergebnisse einer Studie wahrscheinlich nicht auf andere PRP-Präparate übertragbar sind.6
Obwohl die Eigenbluttherapie mit PRP bei Kniearthrose aufgrund widersprüchlicher Evidenz nicht empfohlen wird, eröffnen neuere Studien zur Ozontherapie bei Knie-Osteoarthritis optimistischere Perspektiven. Sie heben besonders die entzündungshemmenden und immunmodulierenden Effekte der Ozontherapie hervor, die zu Schmerzlinderung und funktionellen Verbesserungen des Gelenks beitragen.
In zwei neueren Übersichtsarbeiten wurden randomisierte kontrollierte Studien analysiert, um die Wirkung der Injektion von autologem Vollblut (AVB) oder plättchenreichem Plasma (PRP) bei lateraler Epicondylitis zu untersuchen.
Der Review von 2015 verglich die Injektion von AVB, PRP und Kortikosteroiden und kam zu dem Schluss, dass die PRP-Injektion die beste Behandlung zur Verringerung der Schmerzwerte war, während die AVB-Injektion die beste Behandlung zur Verbesserung der Behinderungs-Scores und die Erhöhung der Schmerzdruckschwelle war. Dabei hatte allerdings die AVB-Injektion das höchste Risiko für unerwünschte Wirkungen (Schmerzen an der Injektionsstelle und Hautreaktionen), während die Nebenwirkungen von PRP und Kortison vergleichbar waren.1
Eine Übersichtsarbeit von 2021 verglich die Injektion von AVB und PRP mit Placebo in der Behandlung der Epicondylitis lateralis. Beide Eigenbluttherapien verbesserten weder Schmerz noch Funktion in klinisch relevantem Ausmaß. Die mittlere Schmerzintensität war unter der Eigenblutbehandlung nur um 0,16 Punkte geringer als unter Placebo und die Funktion verbesserte sich nur um knapp 2 (von 100) Punkten gegenüber Placebo. Diese Ergebnisse sprechen gegen den Einsatz von AVB und PRP bei lateraler Epicondylitis, schließen die Autoren.7
In der Kieferorthopädie und Zahnheilkunde wird die Eigenbluttherapie mit PRP zur Unterstützung der Wundheilung eingesetzt, z.B. bei Implantaten und bei der Rekonstruktion von Weich- und Knochengewebe. Dabei wird nur eine geringe Menge des angereicherten Eigenblutes auf die betroffenen Stellen aufgetragen oder injiziert. Die wissenschaftliche Evidenz ist in diesem Bereich so weit fortgeschritten, dass die Eigenblutbehandlung mit angereichertem PRP (hier oft als PRF – platelet rich fibrin – bezeichnet) in den 2022 aktualisierten Leitlinien zur Behandlung der Kiefergelenkluxation empfohlen wird.8 Als seltene Komplikationen nennen die Autoren Fibrosierung oder Knorpelschäden (nach Sklerotherapie oder Eigenbluttherapie).
Die Übersichtsarbeit von Fioravanti (2015) beschreibt verschiedene PRP-Verfahren zur oralen Anwendung und kommt zu dem Schluss, dass PRP eine sichere und kostengünstige Methode zur Bereitstellung von Wachstumsfaktoren für die Knochen- und Weichgewebeheilung in der Zahnmedizin ist.2
Haarausfall bei älteren Männern und seltener auch bei Frauen (medizinisch: Alopezie) – also eine fortschreitende Ausdünnung des Kopfhaars bis zur stellenweisen oder vollständigen Glatzenbildung – wird ebenfalls mit autologem PRP behandelt. Dabei wird das PRP aus dem venösen Blut der Betroffenen gewonnen und in die haarlosen Hautareale (intradermal) injiziert, was in unterschiedlichen Zeitabständen wiederholt wird. Die Wirksamkeit dieses Verfahrens wurde in mehreren Übersichtsarbeiten untersucht.
Interessant ist vor allem die Arbeit von Dervishi et al (2019), die ausschließlich randomisierte kontrollierte Studien einschlossen, bei denen die Haardichte von Personen gemessen wurde, die auf einer Seite des Kopfes mit PRP, auf der anderen mit Placebo oder gar nicht behandelt wurden.9 Das Autorenteam kam zu dem Schluss, „dass autologes plättchenreiches Plasma die Haardichte bei Männern und Frauen im Vergleich zu Placebo oder keiner Behandlung erhöhen kann. Es wurden keine schwerwiegenden kurzfristigen unerwünschten Ereignisse im Zusammenhang mit der Behandlung beobachtet.“9
Die Anwendung von autologem plättchenreichem Plasma (PRP) ist ein sicheres und kostengünstiges Verfahren zur Bereitstellung von Wachstumsfaktoren für die Knochen- und Weichgewebeheilung. Das Verfahren wird daher in den aktualisierten Leitlinien zur Behandlung der Kiefergelenkluxation empfohlen. Bei der Behandlung von Kniearthrose und Sehnenentzündungen ist die Datenlage dagegen eher heterogen und viele Fragen zur PRP-Therapie sind noch ungeklärt. Vor allem fehlen standardisierte PRP-Präparate und Injektionsschemata sowie verblindete und placebokontrollierte Studien zur Langzeitwirkung. Bei androgenetischer Alopezie, die zu Haarverdünnung führt, könnten PRP-Injektionen laut Dervishi et al. (2019) das Haarwachstum fördern.
Gut zu wissen
PRP steht für „Platelet-Rich Plasma", zu Deutsch „thrombozytenreiches Plasma". Es wird aus nicht geronnenem Blut durch Zentrifugation hergestellt, wodurch die zellulären Bestandteile des Blutes dabei nach Zellgröße getrennt werden. Anschließend wird der Teil des Plasmas isoliert, der die höchste Konzentration an Thrombozyten hat, meist viermal so viele wie normales Blut. Dieses Endprodukt nennt man PRP.
Die Verwendung von PRP bietet mehrere Vorteile. Zum einen ist es einfach und kostengünstig, PRP aus dem eigenen Blut des Patienten zu gewinnen. Zum anderen lässt sich die Dosis der Wachstumsfaktoren durch die Verarbeitungsmethode gezielt steuern. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Injektion von PRP weniger Nebenwirkungen zu haben scheint als die von autologem Vollblut (AVB).1
Quellen: