Diabetes mellitus: Wie Komplementärmedizin unterstützen kann

Diabetes mellitus, insbesondere Typ 2, wird oft im Kontext von Wohlstandskrankheiten diskutiert, eine Bezeichnung, die trotz ihrer Pauschalisierung auf wichtige Lebensstilfaktoren hinweist. In Industrienationen zählt Diabetes zu den vorherrschenden Gesundheitsproblemen, mit Millionen Betroffenen in Deutschland. Typ 2-Diabetes, der den Großteil der Fälle ausmacht, ist eng mit Faktoren wie Übergewicht und Bewegungsmangel verbunden, die in Verbindung mit genetischer Prädisposition die Erkrankung fördern. Die unmittelbaren und langfristigen Komplikationen von unbehandeltem Diabetes unterstreichen die Dringlichkeit einer evidenzbasierten Betrachtung von Präventions- und Behandlungsstrategien, einschließlich der Rolle der Komplementär- und Alternativmedizin.

Ein Gesundheitsdienstleister verwendet ein Blutzuckermessgerät, um den Blutzuckerspiegel eines Patienten zu überprüfen.

Leben mit Diabetes: Regelmäßige Blutzuckerkontrollen sind unerlässlich. Foto: Shutterstock

Was ist Diabetes mellitus?

Diabetes mellitus ist eine Art Überbegriff für eine Störung des Stoffwechsels, deren Hauptmerkmal ein überhöhter Blutzuckerspiegel ist (chronische Hyperglykämie oder einfach Überzuckerung). Daher rührt auch der landläufige Name ‚Zuckerkrankheit‘ oder ‚Diabetes‘. Es gibt zwei verschiedene Varianten der Erkrankung: Typ-1-Diabetes findet sich vor allem bei Kindern und Jugendlichen oder jungen Erwachsenen. Er hat seine Ursache in einer autoimmun ausgelösten Zerstörung der insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse. Dieses Insulin wird jedoch zwingend benötigt, um die in der Nahrung enthaltenen Brennstoffe, vorrangig Glukose (Zucker), über das Blut in alle Organe und Muskeln schleusen – und so den Blutzuckerlevel wieder absenken – zu können. Typ-1-Patienten müssen daher zumeist lebenslang Insulin spritzen, um den Blutzuckerspiegel stabil zu halten.

Mehr als 90 Prozent aller Zuckerkranken leiden jedoch unter einem Typ-2-Diabetes. In diesem Fall produziert die Bauchspeicheldrüse prinzipiell ausreichend Insulin – dieses wird von den Körperzellen jedoch immer schlechter aufgenommen. Der Typ 2 trat lange Zeit erst bei Erwachsenen jenseits des 50. Lebensjahres auf und wurde deshalb auch als Altersdiabetes bezeichnet. Nach Analysen des Robert-Koch-Instituts verschiebt sich die Altersgrenze jedoch kontinuierlich nach vorn: Inzwischen wird Typ-2-Diabetes häufig bereits um den 40. Geburtstag herum, gelegentlich sogar noch früher, diagnostiziert.1

Wenn die Zellen konsequent weniger empfänglich für Insulin werden, kann das Hormon seine Aufgabe nicht richtig erfüllen. Diese Insulinresistenz führt zunächst zu einer vermehrten Produktion der Bauchspeicheldrüse, weil der Stoffwechsel immer größere Mengen benötigt, um die Blutzuckerkonzentration abzusenken. Die Forschung ist sich inzwischen sicher, dass die Insulinresistenz grundsätzlich vererbt werden kann – Diabetes bildet sich trotzdem nur dann aus, wenn eine ungesunde Ernährung und ein inaktiver Lebensstil diese Veranlagung „triggern“.2

Nach Auswertungen des Robert-Koch-Instituts wurde in Deutschland bei insgesamt 7,2 Prozent der Erwachsenen zwischen 18 und 79 Jahren ein Diabetes diagnostiziert. Dazu kommt eine Dunkelziffer von 2,0 Prozent. Diese Zahlen stammen aus dem Jahr 2012 und dürften sich seither noch beträchtlich erhöht haben.1

Welche Ursachen hat Diabetes?

Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei Diabetes-Typ-1 um eine Autoimmunerkrankung. Fest steht inzwischen auch, dass Typ 1 eine polygene Erkrankung ist, das meint: an ihrer Entstehung sind diverse Gene beteiligt. Mehr als 20 relevante Genorte konnten inzwischen identifiziert werden. Eine familiäre Vorbelastung erhöht das Risiko – weitere intensive Forschungen sind gleichwohl nötig.

Auch die Insulinresistenz der Typ-2-Variante hat einen genetischen Baustein. Aber ohne die initiierenden Komponenten Übergewicht und Bewegungsmangel kommt diese Erbanlage nicht zum Tragen. Treffen jedoch alle drei Faktoren aufeinander, so setzen sie eine fatale Spirale in Gang. Wer seinem Körper Tag für Tag viele Portionen leicht verwertbarer Kohlehydrate zuführt, mutet der Bauchspeicheldrüse einen kräftezehrenden Dauerbetrieb zu. Insulinresistente Menschen führen ohnehin mehr Insulin im Blut als andere, trotzdem gelingt es immer weniger das Überangebot an Zucker „unterzubringen“. Es wird notgedrungen mehr Fett eingelagert – besonders im Bauchraum und in den Organen – mit der Folge von (weiterem) Übergewicht. Weil infolge des Bewegungsmangels zusätzlich kaum Blutzucker als Energielieferant für die Muskeln verbraucht wird, dreht sich die Spirale stetig einen Tick schneller. Irgendwann gerät die Bauchspeicheldrüse ganz wörtlich an ihre Kapazitätsgrenze – und versagt den weiteren Dienst.2

Welche Symptome treten bei Diabetes auf?

Eine diffuse Abgeschlagenheit und ein allgemeines Unwohlsein können erste Anzeichen dafür sein, dass die aufgenommenen Kohlehydrate aus der Nahrung irgendwie nicht richtig in den Körperzellen ankommen. Allerdings suchen vermutlich die wenigsten Menschen deshalb gleich Ihren Hausarzt auf. Die Tücke von Diabetes liegt darin, dass die Krankheit sich oft unbemerkt entwickelt und über Jahre hinweg unerkannt bleiben kann. Eine Kombination der folgend genannten Symptome sollte daher Anlass für eine konkrete Untersuchung geben:

  • ausgeprägtes, wiederkehrendes Durstgefühl,
  • häufiges Wasserlassen,
  • Müdigkeit, Antriebsschwäche, Abgeschlagenheit,
  • Konzentrationsschwierigkeiten,
  • trockene Haut, gelegentlich mit Juckreiz,
  • Appetitlosigkeit und Heißhungerattacken im Wechsel,
  • Potenzstörungen, Libidoverlust,
  • Muskelkrämpfe,
  • schlecht heilende Wunden, bevorzugt an den Füßen,
  • Übelkeit,
  • Schwindel.

Wie kann die Zuckerkrankheit festgestellt werden?

Der erhöhte, respektive zu hohe, Blutzuckerspiegel kann durch eine Reihe von Tests bestimmt werden. Es besteht eine internationale Einigung über die Grenzwerte, ab denen die Diagnose Diabetes gestellt wird.3 Bei einem krankhaft über Normal liegenden Blutzuckerlevel scheidet der Organismus Zucker auch über den Urin aus. Mit Teststreifen aus der Apotheke kann ein erster Verdacht zuhause überprüft werden. Laboruntersuchungen des Blutes liefern dann Gewissheit.

  • Nüchternblutzucker: Die Messung wird morgens vor dem Frühstück durchgeführt. Ein Wert über 126 Milligramm je Deziliter (mg/dl) begründet den Verdacht auf Diabetes. Der Wert ist gleichbedeutend mit 7 Millimol je Liter (mmol/L).
  • Gelegenheitsmessung: Der Blutzuckerwert wird gelegentlich mitbestimmt, wenn aus anderen Gründen Blut ins Labor geschickt wird. Taucht bei einer solchen Gelegenheitsmessung ein Wert von über 200 mg/dl (11,1 mmol/L) auf, sollte dieser durch eine Erhebung des Nüchternblutzuckers oder einen Glukose-Belastungstest verifiziert werden.
  • Glukose-Belastungstest: Der orale Glukosetoleranztest (oGTT) gibt sicheren Aufschluss darüber, wie gut Zucker verarbeitet wird. Dazu muss der Patient ein Glas Wasser mit 75 Gramm gelöstem Traubenzucker (Glukose) trinken. Die Diagnose Zuckerkrankheit sollte gestellt werden, wenn der Blutzucker zwei Stunden später noch über 200 mg/dl (11,1 mmol/L) liegt.
  • HbA1c-Wert: An das Hämoglobin, den roten Blutfarbstoff, heften sich „überschüssige“ Zuckermoleküle gerne an. Der HbA1c-Wert liefert ein Indiz dafür, wie hoch der Anteil des so veränderten Blutfarbstoffs ist – und erlaubt so Rückschlüsse auf die Höhe der durchschnittlichen Blutzuckerkonzentration der vergangenen zwei bis drei Monate. Der Grenzwert liegt bei 6,5 Prozent.3

Welche Risiken bestehen bei einer Diabetes-Erkrankung?

Grundsätzlich haben Menschen mit Typ 2 der Zuckerkrankheit eine erhöhtes Risiko für die nachfolgend genannten Erkrankungen:

  • Herz- und Gefäßkrankheiten: Als makrovaskuläre Komplikationen des Diabetes werden alle Erkrankungen bezeichnet, die die großen Blutgefäße (makrovaskulär) betreffen. Dazu zählen in erster Linie koronare Herzkrankheiten, Herzinfarkt und Schlaganfall sowie massive Durchblutungsstörungen in den Beinen und Füßen (periphere arterielle Verschlusskrankheit, pAVK).
  • Schäden an Augen, Nieren und Nerven: Entsprechend betreffen die mikrovaskulären Komplikationen der Zuckerkrankheit alle Erkrankungen, die von in Mitleidenschaft gezogenen kleinen Blutgefäßen ausgelöst oder begünstigt werden. Erkrankungen der Augen mit schwindender Sehkraft und Nierenversagen gehören dazu, ebenso wie Erkrankungen der Nerven. Ursache sind die durch den zu hohen Blutzuckerspiegel begünstigten Ablagerungen an den Gefäßwänden, die den Durchfluss verengen.
  • Diabetischer Fuß: Die Nerven in der Extremität sind schwer geschädigt, so dass kaum noch Schmerzen im Fuß wahrgenommen werden – auch bei kleineren Verletzungen nicht. Da gleichzeitig die Durchblutung beeinträchtigt ist, heilen selbst winzige Wunden selbständig kaum noch ab. Bei fehlender professioneller Versorgung der Wunde kann das Gewebe absterben.4

Klassische Behandlung von Diabetes mellitus

Bei Typ-2-Diabetes stellen Übergewicht und mangelnde körperliche Aktivität die primären Risikofaktoren dar, denen durch gezielte Modifikationen des Lebensstils effektiv begegnet werden kann. Die Mehrheit der an Typ-2-Diabetes Erkrankten leidet unter Adipositas und einem sedentären Lebensstil. Daher fokussiert der erste Schritt der Standardtherapie auf die Reduktion des Körpergewichts und die Integration regelmäßiger körperlicher Betätigung. Oftmals beschränken sich die Empfehlungen des behandelnden Mediziners jedoch auf diese allgemeinen Hinweise. Die praktische Umsetzung einer Ernährungsumstellung und die Auswahl geeigneter körperlicher Aktivitäten zur Erreichung therapeutischer Ziele obliegen weitgehend den Patienten selbst, die hierfür Eigeninitiative ergreifen müssen.

Eine professionelle Ernährungsberatung kann dabei unterstützen, einen individuell angepassten und gesunden Ernährungsplan zu entwickeln, der nicht nur auf Gewichtsverlust ausgerichtet ist, sondern auch auf die Aufrechterhaltung eines stabilen Blutzuckerspiegels.

Blutzuckersenkende Medikamente (Antidiabetika) werden in aller Regel erst drei bis sechs Monaten nach der ersten Diagnose eingesetzt – dann, wenn eine Veränderung der Lebensgewohnheiten für die Erreichung eines Therapieziels nicht ausreicht. Metformin sollte nur Patienten verordnet werden, die kein hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen mitbringen. Andernfalls wird eine Kombination mit SGLT-2-Hemmern oder GLP-1-Analoga empfohlen, die zusätzlich eine positiven Effekt auf die Gewichtsreduktion haben.

Der Einsatz von Insulin steht grundsätzlich erst zur Disposition, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Es droht ein Teufelskreis aus Gewichtsanstieg und Insulin-Dosiserhöhung.

Entscheidend ist, dass jede medikamentöse Behandlung streng unter ärztlicher Aufsicht erfolgt und auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten abgestimmt wird. Wichtig ist auch die regelmäßige Überwachung und Anpassung der Therapie. Die Wirksamkeit der Behandlung sollte regelmäßig überprüft und gegebenenfalls angepasst werden, was regelmäßige Blutzuckerkontrollen sowie die Überwachung von HbA1c-Werten umfasst.

Komplementäre Therapieansätze bei Diabetes

Die Konvergenz von komplementärmedizinischen Perspektiven und konventionell-medizinischen Ansätzen ist bei der Behandlung von Typ-2-Diabetes besonders ausgeprägt, insbesondere in Bezug auf die Betonung von regelmäßiger körperlicher Aktivität und Ernährungsumstellung. Die Naturheilkunde erweitert diesen Ansatz um Aspekte des gesteigerten Körperbewusstseins, beispielsweise durch die Integration von Yoga und Atemtherapien. Beide Richtungen – die komplementärmedizinische und die schulmedizinische – verfolgen jedoch grundlegend dasselbe Ziel: die Förderung von Gewichtsverlust und den Aufbau von Muskulatur, welche zur Glukoseverwertung beiträgt.

Ein zentrales Hindernis in der Prävention und Behandlung von Typ-2-Diabetes liegt darin, dass eine hochkalorische Ernährung und ein Mangel an körperlicher Aktivität besonders in solchen Bevölkerungs- und Patientengruppen verbreitet sind, die traditionell eine geringere Offenheit für komplementär- und alternativmedizinische (KAM) Ansätze aufweisen. Vor diesem Hintergrund sind Ärzte mit einem Schwerpunkt in der Naturheilkunde besonders dazu aufgerufen, eine proaktive Rolle zu übernehmen. Sie sollen nicht nur Lebensstiländerungen initiieren und empfehlen, sondern auch eine kontinuierliche Unterstützung und Begleitung ihrer Patienten sicherstellen, um nachhaltige Verbesserungen im Umgang mit Typ-2-Diabetes zu erzielen.

1. Ernährungstherapie

Ballaststoffreich und kohlenhydratarm – auf diese Kurzformel lässt sich eine optimale Ernährung bei Diabetes bringen. Im Prinzip sind weder strikte Verbote oder unbedingte To-Do’s nötig, es kommt auf die Menge an. Einfache Kohlenhydrate, wie sie beispielsweise in Süßigkeiten und Softdrinks stecken, lassen den Blutzuckerspiegel regelrecht hochschießen. Ballaststoffreiche Lebensmittel (Vollkornbrot, Hülsenfrüchte, Gemüse, Nüsse und Samen) freuen den Darm und bewirken ein längeres Sättigungsgefühl.

Ein zentrales Element im Management von Diabetes und Übergewicht ist die Implementierung von fünf- bis sechsstündigen Essenspausen, die als kurze Fastenintervalle dienen. Diese Phasen fördern die Umstellung des Körpers auf Fettverbrennung. Es wird empfohlen, solche Ernährungsanpassungen in Absprache mit dem behandelnden Arzt vorzunehmen, um eine individuell angepasste und gesundheitlich sichere Umsetzung zu gewährleisten.

2. Fastentherapie

Fastentherapien können eine deutliche Verbesserung der Insulinresistenz bewirken, die über die tatsächliche Fastenzeit hinaus nachweisbar ist. Die Daten stammen gleichwohl aus unkontrollierten Studien und bedürfen einer weiteren Untermauerung. Diabetiker mit laufender Medikation dürfen eine solche Therapie jedoch nur unter strenger ambulanter oder gar stationärer Aufsicht durchführen – um die Gefahr von Hypoglykämien (Unterzuckerung) abzuwehren.6

3. Hafertage

Auch Hafertage können als Kurzkur bei Diabetes die Empfänglichkeit der Körperzellen für Insulin nachhaltig verbessern. Eine eventuelle Monotherapie mit Metformin kann in diesem Fall jedoch unverändert fortgeführt werden.

4. Bewegungstherapie

Muskeln benötigen für ihren Aufbau und ihre Leistung Energie in Form von Glukose. Die Gleichung ist also recht einfach: Je mehr Muskeln regelmäßig beansprucht werden, desto mehr Glukose wird verbraucht und desto schneller sinkt der Blutzuckerspiegel. Für Diabetiker eignet sich besonders ein regelmäßiges Ausdauertraining mit am besten vier Einheiten pro Woche. Da die Muskulatur bis zu 48 Stunden nach einer Trainingseinheit noch Blutzucker „zieht“, lässt sich auf diese Weise eine dauerhafte Absenkung des Blutzuckerlevels erreichen.

Von diesem Ideal einmal abgesehen, hilft jede Art von Sport oder körperlicher Betätigung bei Typ-2-Diabetes, da in jedem Fall überschüssiger Zucker verbraucht wird. Die Studienlage zu Yoga kann noch nicht als erschöpfend bezeichnet werden, gleichwohl deuten die bislang vorliegenden Ergebnisse auf positive Effekte bei den objektiven Parametern der Zuckerkrankheit hin – konkret: Nüchternglukose, HbA1c-Wert und Insulinresistenz.7

5. Phytotherapie

In der Phytotherapie für Diabetes liegt der Fokus vorrangig auf der positiven Beeinflussung der Insulinresistenz, statt primär die Insulinausschüttung zu stimulieren. Unter den zahlreichen pflanzlichen Wirkstoffen, die sich für diese Zwecke eignen, bergen vor allem Bittermelone und Ingwer ein besonderes Potential.

Die Bittermelone wird auch Bittergurke genannt und gilt im asiatischen Raum seit Jahrhunderten als Heilmittel. Vor allem die noch unreifen Früchte verfügen über Peptide, die insulinähnliche Effekte realisieren können. Eine offene Beobachtungsstudie zeigte nach einem halben Jahr der Behandlung mit Bittermelonen-Pulver eine Absenkung des Blutglukosespiegels um 25 Prozent und des HbA1c-Werts um 0,5 Prozent.

Wissenschaftler der Universität Sydney konnten bei Diabetes-Patienten zudem den blutzuckersenkenden Effekt von Ingwerwurzel nachweisen. Konkret: den des Inhaltsstoffs Gingerole. Gingerole stimuliert die Produktion des Eiweißes GLUT4, dass sich auf der Oberfläche der Muskelzellen verteilt – und als sogenanntes Membran-Transport-Protein den Glukosetransport in die Zellen anschiebt und beschleunigt. Der optimierte „Abtransport“ hält den Blutzuckerspiegel niedrig.9

6. Ozontherapie

Die Ozontherapie, angewendet nach dem Niedrig-Dosis Konzept, kann eine unterstützende Rolle in der Behandlung von Diabetes-bezogenen Komplikationen spielen, insbesondere bei Durchblutungsstörungen und Hautulzera wie dem diabetischen Fuß. Diese Methode zielt darauf ab, die Sauerstoffversorgung zu verbessern und das Immunsystem zu aktivieren, um entzündliche Prozesse zu regulieren.11 Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass die Ozontherapie als eine ergänzende Behandlungsform angesehen werden sollte, die sorgfältig und in Absprache mit einem erfahrenen Arzt oder einem qualifizierten Experten in Erwägung gezogen werden muss.

7. Homöopathie

Eine homöopathische Therapie kann die schulmedizinische medikamentöse Behandlung bei Typ-2-Diabetes nicht ersetzen – als komplementärmedizinischer Baustein kann sie diese aber sehr wohl ergänzen. In einer kleinen Studie konnten chinesische Wissenschaftler nachweisen, dass die Kontrolle der Blutzuckerwerte im Teamplay deutlich besser gelang. Und: Je ausgeprägter die Krankheit bei Patienten war, desto stärker fiel der Effekt der homöopathischen Therapie ins Gewicht. 27 Patienten im Alter von 37 bis 84 Jahren erhielten ein halbes Jahr lang zusätzlich zur Standardtherapie individuell abgestimmte homöopathische Mittel. Die Kontrollgruppe wurde nur schulmedizinisch behandelt. Ein Jahr später lagen die Nüchternglukose- und die HbA1c-Werte der Kombi-Gruppe „signifikant“ unter denen der Kontrollgruppe.10

Fazit

Immer mehr und vor allem jüngere Menschen erkranken an Typ-2-Diabetes. Internationale Statistiken kommen zu dem Ergebnis, dass die Zuckerkrankheit im Durchschnitt sechs Lebensjahre kostet. Wobei der Grundsatz gilt: Je früher die Erkrankung auftritt, desto mehr schwindet die Lebenserwartung. Deshalb ist es umso wichtiger, Diabetes möglichst vorzubeugen und mit geeigneten Strategien den tatsächlichen Ausbruch der Erkrankung zu verzögern. Schulmediziner sind ebenso wie naturheilkundlich ausgerichtete Ärzte gut beraten, bei Verdacht auf die Typ-2-Variante ihren Patienten durchaus drastisch darzulegen, welche Konsequenzen ein unveränderter Lebensstil mit sich bringt. So lässt sich in einigen Fällen möglicherweise noch die sprichwörtliche Reißleine ziehen.

Quellen anzeigen
  1. Robert Koch Institut, Gesundheitsmonitoring. Themenschwerpunkt: Diabetes mellitus. Abgerufen am 13.-20.02.2024.
  2. Deutsches Zentrum für Diabetesforschung. Ursachen des Diabetes. Abgerufen am 13.-20.02.2024.
  3. Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Diabetes Typ 2. Aktualisiert am 18.10.2023. Abgerufen am 13.-20.02.2024.
  4. Kulzer B. Körperliche und psychische Folgeerkrankungen bei Diabetes mellitus. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. 2022 Apr;65(4):503-510.
  5. Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). S3-Leitlinie Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) Typ-2-Diabetes. Stand 15.05.2023. Abgerufen am 13.-20.02.2024.
  6. Stange R. Naturheilkunde und komplementäre Medizin bei Diabetes Typ 2. EHK 2016; 65: 68–72.
  7. Isath A, et al. The Effect of Yoga on Cardiovascular Disease Risk Factors: A Meta-Analysis. Current Problems in Cardiology. 2023 May;48(5):101593.
  8. Bielenberg, Jens. (2012). Die blutzuckersenkende und fettabbauende Aktivität der Bittermelone – Neue Erkenntnisse hinsichtlich der Wirkmechanismen. Zeitschrift für Phytotherapie. 33. 215-220.
  9. Li Y, Tran VH, Duke CC, Roufogalis BD. Gingerols of Zingiber officinale Enhance Glucose Uptake by Increasing Cell Surface GLUT4 in Cultured L6 Myotubes. Planta Medica 2012; 78(14): 1549-1555.
  10. To KLA, et al. Individualized homeopathic treatment in addition to conventional treatment in type II diabetic patients in Hong Kong – a retrospective cohort study. Homeopathy. 2017 May;106(2):79-86.
  11. Ärztliche Gesellschaft für Ozonanwendung e.V. Medizinisches Ozon – Das Niedrig-Dosis Konzept. Abgerufen am 13.-20.02.2024.
Marina Huthmacher, Diplom-Journalistin und ehemalige Chefredakteurin eines Nachrichtendienstes. Marina Huthmacher
Marina Huthmacher nutzt ihre Erfahrung als Diplom-Journalistin und langjährige Chefredakteurin eines Nachrichtendienstes, um komplexe medizinische und gesundheitspolitische Themen verständlich zu machen. Ihre unabhängige und gründliche Berichterstattung auf Naturheilverfahren.de hilft unseren Lesern, die Nuancen der Komplementär- und Integrativmedizin besser zu verstehen.
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