Sanddornbeeren: Neue Hoffnung bei Diabetes und Fettleibigkeit

Sanddornbeeren, bekannt für ihre leuchtend orange Farbe und ihren hohen Gehalt an Vitaminen, haben eine lange Tradition in der Heilmedizin. Eine neue Studie aus Kanada bringt frische Erkenntnisse über die gesundheitlichen Vorteile dieser Beeren. Insbesondere bei der Behandlung von Diabetes und Fettleibigkeit zeigen sich vielversprechende Ergebnisse.

Flasche mit Sanddornöl neben einer Schale und einem Löffel voller Sanddornbeeren.

Neue Studie: Sanddornbeeren zeigen Potenzial bei der Behandlung von Diabetes und Fettleibigkeit. Foto: Shutterstock

Traditionelle und moderne Nutzung von Sanddorn

Sanddorn (Hippophae rhamnoides) ist ein in Europa und Asien verbreiteter Strauch, der Anfang der 2000er Jahre auch in Kanada eingeführt wurde. In Europa wächst der Sanddorn vor allem in den Küstengebieten, wo seine orangefarbenen Beeren als Saft oder Marmelade verzehrt werden. Sanddornbeeren werden in Tibet, China und anderen asiatischen Ländern seit Jahrhunderten in der traditionellen Medizin verwendet, in Europa werden sie seit dem 16. Jahrhundert als Heilmittel beschrieben. Sie enthalten viel Vitamin C, aber auch Vitamin E, Carotinoide, Flavonoide und Gerbstoffe. Hierzulande wurde Sanddornsaft vor allem zur Behandlung von Erkältungen, Arthritis und anderen entzündlichen Erkrankungen eingesetzt. Auch das Öl der Pflanze enthält medizinisch wirksame Inhaltsstoffe wie Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren, Polyphenole und die Vitamine E, B und A.

Ascorbinsäure (Vitamin C) und andere Inhaltsstoffe der Sanddornbeere sind starke Antioxidantien, sogenannte Radikalfänger, die freie Radikale abfangen und neutralisieren können. Freie Radikale entstehen natürlicherweise im Körper, können aber durch Umwelt- und Stressfaktoren im Übermaß entstehen und dann Schäden in den Körperzellen verursachen.

Gesundheitliche Vorteile von Sanddorn bei Diabetes und Fettleibigkeit

Eine neue Studie der Memorial University in Neufundland, Kanada, zeigt, dass Sanddornbeeren starke Antioxidantien enthalten und potenziell bei der Behandlung von Diabetes und Fettleibigkeit hilfreich sein könnten. Die Forschungsergebnisse wurden im Februar 2024 im Journal of the Science of Food and Agriculture veröffentlicht.

Insbesondere die in Neufundland angebaute Sorte des Sanddorns, die bisher noch nicht beschrieben wurde, ist eine reiche Quelle an bioaktiven Substanzen. In der Studie wurde daher die Zusammensetzung der Polyphenole in Sanddorntrester und -samen sowie deren mögliche gesundheitsfördernde Wirkungen untersucht.

In-vitro-Tests, also biochemische Untersuchungen, ergaben ermutigende Hinweise darauf, dass Wirkstoffe im Sanddorn zur Behandlung von Diabetes und Fettleibigkeit geeignet sein könnten. Mit Hilfe von Hochleistungs-Flüssigkeitschromatographie und UV-Massenspektrometrie fand das kanadische Forschungsteam 24 Verbindungen in den Sanddornsamen und 16 Verbindungen im Trester, darunter Phenolsäuren, Flavonoide und Tannine, wobei Catechin am häufigsten vorkam.

Wie In-vitro-Versuche zeigten, hemmen Sanddornextrakte das Enzym α-Glucosidase fast vollständig. Sie wirken damit wie α-Glucosidase-Inhibitoren, die bei der Therapie des Typ-2-Diabetes eingesetzt werden. Diese Antidiabetika vermindern im Darm die Aufnahme von Kohlenhydraten, wodurch der Blutzuckerspiegel nach einer Mahlzeit langsamer und weniger stark ansteigt.

Darüber hinaus hemmen Sanddornextrakte auch deutlich die Pankreaslipase und schützen das Low Density Lipoprotein (LDL) und die DNA vor oxidativen Schäden.

Die Wirkstoffe des Sanddorns könnten also potenziell bei Diabetes wirken, indem sie oxidative Schäden und Entzündungen reduzieren und so möglicherweise die Insulinsensitivität und den Glukosestoffwechsel verbessern. Auch im Kampf gegen Fettleibigkeit können die Inhaltsstoffe im Sanddorn dazu beitragen, oxidativen Stress und Entzündungen zu reduzieren, die Stoffwechselgesundheit zu unterstützen und bei der Gewichtsabnahme zu helfen.

Fazit

Eine in Kanada angebaute Sorte von Sanddornbeeren zeigten vielversprechende gesundheitliche Vorteile aufgrund ihres reichen und vielfältigen Polyphenolprofils. Sanddorn reiht sich damit in die wachsende Liste essbarer Pflanzen ein, deren medizinischer Wert von der modernen Wissenschaft bestätigt wird, der sogenannten Nutrazeutika. Sie sollten in weiteren Studien untersucht werden.

Quellen anzeigen
Dr. Markus Numberger, promovierter Neurowissenschaftler und medizinischen Fachautor, spezialisiert auf molekulare Neurobiologie, Komplementär- und Integrativmedizin sowie medizinische Kommunikation. Dr. rer. nat. Markus Numberger
Mit einer beeindruckenden Laufbahn, die ihn unter anderem ins Labor des Medizin-Nobelpreisträgers Bert Sakmann führte, ist Dr. Markus Numberger ein herausragender Experte in molekularer Neurobiologie. Seine wissenschaftliche Neugier und sein tiefgründiges Fachwissen, ergänzt durch Forschungsaufenthalte in den USA und an der Charité Berlin, ermöglichen es ihm, die Komplexität der Komplementär- und Integrativmedizin verständlich zu vermitteln.
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