Pflanzliche Kost als Hoffnung bei Prostatakrebs: Neue Ernährungsstudie

Kann eine pflanzliche Ernährung das Fortschreiten von Prostatakrebs verlangsamen? Eine neue Studie liefert vielversprechende Erkenntnisse und zeigt, wie Gemüse, Obst und Vollkornprodukte den Krankheitsverlauf beeinflussen könnten – und neue Chancen für die Krebstherapie bieten.

Ein Arzt erläutert einem Patienten anhand eines anatomischen Modells die möglichen Auswirkungen einer pflanzlichen Ernährung auf Prostatakrebs, basierend auf aktuellen Forschungsergebnissen.

Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart bei Männern in Deutschland. Jedes Jahr werden über 1,4 Millionen neue Fälle diagnostiziert. Eine neue Studie zeigt, wie eine pflanzliche Ernährung helfen könnte das Fortschreiten dieser ernsten Erkrankung zu verlangsamen. Foto: Shutterstock

Welche Rolle spielt pflanzliche Ernährung bei Prostatakrebs?

Prostatakrebs ist in Deutschland die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Jedes Jahr gibt es über 1,4 Millionen neue Fälle. Obwohl die Überlebensraten durch frühere Diagnosen und bessere Behandlungen gestiegen sind, bleibt Prostatakrebs die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache. Im Jahr 2019 starben etwa 14.000 Männer in Deutschland daran. Daher wächst das Interesse an der Rolle der Ernährung bei der Vorbeugung und im Krankheitsverlauf – sowohl bei Betroffenen als auch in der Forschung.

Eine pflanzenbasierte Ernährung wird oft mit einem geringeren Risiko für Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und bestimmte Krebsarten in Verbindung gebracht. Eine aktuelle Studie, veröffentlicht im renommierten Online-Journal JAMA Network Open, hat untersucht, wie sich eine pflanzliche Ernährung auf den Verlauf von Prostatakrebs auswirken kann.1 Ziel der Studie war es zu erforschen, ob eine solche Ernährung das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen und die Lebensqualität der Patienten verbessern könnte.

Pflanzliche Ernährung könnte das Fortschreiten von Prostatakrebs verlangsamen

Die Studie untersuchte mehr als 2.000 Männer mit diagnostiziertem Prostatakrebs im Rahmen der US-Studie CaPSURE (Cancer of the Prostate Strategic Urologic Research Endeavor). Diese prospektive Kohortenstudie sammelte mithilfe detaillierter Fragebögen Informationen über die Ernährungsgewohnheiten der Teilnehmer. Die Teilnehmer wurden über einen Zeitraum von durchschnittlich 6,5 Jahren beobachtet, und die Forscher analysierten die Progression des Prostatakrebses sowie die Gesamtmortalität.

Wichtige Ergebnisse der Studie:

  • Verlangsamtes Fortschreiten des Prostatakrebses: Männer, die überwiegend pflanzliche Kost zu sich nahmen, hatten ein um 47 % geringeres Risiko für das Fortschreiten der Krankheit im Vergleich zu den Teilnehmern mit der geringsten Aufnahme pflanzlicher Lebensmittel (Hazard Ratio [HR] 0,53, 95% Konfidenzintervall [KI] 0,37–0,74, pTrend = 0,003).
  • Sterblichkeit: Es konnte kein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen pflanzlicher Ernährung und der Prostatakrebs-spezifischen Sterblichkeit festgestellt werden.

Die Teilnehmer, die am meisten pflanzliche Nahrung zu sich nahmen, verzehrten täglich etwa 1,9 Portionen mehr Gemüse, 1,6 Portionen mehr Obst, 0,9 Portionen mehr Vollkornprodukte, sowie weniger Milchprodukte, tierische Fette, Eier und Fleisch als die Teilnehmer mit dem geringsten Anteil an pflanzlicher Kost. Es wurde allerdings kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen „gesunden“ pflanzlichen Lebensmitteln (wie Vollkornprodukten und Obst) und „weniger gesunden“ pflanzlichen Lebensmitteln (wie Fruchtsäften oder Weißmehl) festgestellt.

Fazit und Limitationen

Die Studie deutet darauf hin, dass eine pflanzliche Ernährung das Fortschreiten von Prostatakrebs verlangsamen könnte. Diese Erkenntnisse unterstreichen die potenziellen Vorteile einer pflanzlichen Ernährung bei der Behandlung und Vorbeugung von Prostatakrebs.

Allerdings basieren die Daten auf selbst berichteten Ernährungsgewohnheiten, was Verzerrungen verursachen kann. Da es sich zudem um eine Beobachtungsstudie handelt, lassen sich keine klaren Kausalzusammenhänge ziehen. Dennoch untersuchten die Forscher eine gut dokumentierte Patientengruppe mit umfangreichen Nachverfolgungsdaten, was die Ergebnisse stützt. Es handelt sich um die erste größere Studie, die den Einfluss einer pflanzenbetonten Ernährung auf die Entwicklung von Prostatakrebs untersucht.

Ein ähnlicher Zusammenhang zwischen Ernährung und Krebsvorsorge wurde auch bei Darmkrebs beobachtet – lesen Sie hier mehr über den Einfluss von Ballaststoffen und genetischen Faktoren auf das Darmkrebsrisiko.

Quellen anzeigen
  1. Liu VN, Van Blarigan EL, Zhang L, et al. Plant-Based Diets and Disease Progression in Men With Prostate Cancer. JAMA Network Open. 2024 May 1;7(5):e249053.
Dr. Markus Numberger, promovierter Neurowissenschaftler und medizinischen Fachautor, spezialisiert auf molekulare Neurobiologie, Komplementär- und Integrativmedizin sowie medizinische Kommunikation. Dr. rer. nat. Markus Numberger
Mit einer beeindruckenden Laufbahn, die ihn unter anderem ins Labor des Medizin-Nobelpreisträgers Bert Sakmann führte, ist Dr. Markus Numberger ein herausragender Experte in molekularer Neurobiologie. Seine wissenschaftliche Neugier und sein tiefgründiges Fachwissen, ergänzt durch Forschungsaufenthalte in den USA und an der Charité Berlin, ermöglichen es ihm, die Komplexität der Komplementär- und Integrativmedizin verständlich zu vermitteln.
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