

Im Dezember 2019 wurde SARS-CoV-2, ein neuartiges Coronavirus, erstmals identifiziert, welches rasch eine globale Gesundheitskrise auslöste. Trotz der Entwicklung mehrerer Impfstoffe und dem offiziellen Ende der Pandemie im Mai 2023 bleibt COVID-19 eine anhaltende Bedrohung. Dies unterstreicht die Notwendigkeit adjuvanter Therapien zur Behandlung von COVID-19 und seiner Langzeitfolgen. Vor diesem Hintergrund untersucht der vorliegende Artikel die potenzielle Rolle der Ozontherapie als eine solche unterstützende Behandlungsmethode.
COVID-Tests leisten weiterhin ihren Beitrag, während die Ozontherapie als ergänzende Behandlungsmöglichkeit gegen COVID-19 untersucht wird. Foto: Shutterstock
Ende Dezember 2019 wurde in China der Ausbruch einer atypischen Lungenentzündung gemeldet. Sie wird durch einen neuen Typ des „Corona“-Virus (SARS-CoV-2) verursacht, dessen Ansteckungs- und Sterblichkeitsrate selbst die pessimistischen Prognosen übertraf. Zwei Monate später erklärte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) offiziell den Pandemiezustand, der im Mai 2023 endete. Es gibt inzwischen zwar mehrere Impfstoffe gegen das SARS-CoV-2-Virus und seine Varianten, aber noch keine spezifischen antiviralen Therapien für COVID-19-Patienten. Wir müssen uns jedoch darüber im Klaren sein, dass COVID-19 nach wie vor eine Bedrohung für die globale Gesundheit darstellt und es weiterhin weltweit zu zahlreichen schweren Infektionen und Todesfällen kommen wird.
Aus diesem Grund sind adjuvante, d.h. unterstützende und symptomlindernde Therapien nach wie vor wichtig. Darüber hinaus können auch nach einer akuten COVID-19-Erkrankung gesundheitliche Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben oder neu auftreten, was als Long- und Post-COVID bezeichnet wird.
Eine wachsende Zahl von Berichten in der Fachliteratur deutet darauf hin, dass die Anwendung von medizinischem Ozon zur adjuvanten Behandlung von Patienten mit COVID-19 vielversprechend sein könnte, wenn die potenziellen Risiken und Vorteile sorgfältig abgewogen werden.1,2,3
Dieser Artikel gibt einen Überblick über die neuesten Informationen zur Wirksamkeit der Ozontherapie bei Patienten mit COVID-19 und Long-COVID. Zunächst wird beschrieben, wie und warum eine Ozontherapie für Patienten mit COVID-19 von Nutzen sein könnte. Anschließend wird untersucht, ob die aktuellen Studienergebnisse die Anwendung von Ozon bei COVID-19 unterstützen, welche Daten noch fehlen und welche Fragen noch unbeantwortet sind.
Die Ozontherapie wird seit vielen Jahren als Therapieoption in verschiedenen medizinischen Fachgebieten wie der Dermatologie, der Zahnmedizin oder der Orthopädie eingesetzt. Die biologischen Mechanismen der Ozonwirkung sind weitgehend aufgeklärt und an anderer Stelle beschrieben, siehe: „Wirkung und Nutzen der Ozontherapie: Ein umfassender Überblick„. Einen Überblick über die Wirkung von medizinischem Ozon speziell auf Infektionserreger gibt der Artikel von Cenci und Kollegen (2022).4,5
Es lag daher nahe, die Ozontherapie zumindest unterstützend auch bei der Behandlung von COVID-19-Fällen zu testen.
Eine Infektion mit dem „Corona“-Virus (SARS-CoV-2) verursacht (oder fördert) oxidativen Stress und Entzündungen in Zellen und Geweben sowie die Bildung von Blutgerinnseln, die zu Sauerstoffmangel und damit zu Gewebeschäden in verschiedenen Organen führen können. An all diesen pathogenen Prozessen kann die Ozontherapie ansetzen, denn folgende Wirkmechanismen des Ozons sind nachgewiesen oder wahrscheinlich.4,5
Eine Ozontherapie
Die adjuvante Ozontherapie in Kombination mit antiviralen Medikamenten scheint auch die Wirksamkeit der Medikamente gegen das SARS-CoV-2-Virus zu erhöhen.2,6
In der Tat haben einige vorläufige Studien gezeigt, dass die Behandlung von COVID-19-Patienten mit medizinischem Ozon zu einer signifikanten Verbesserung der Symptome, der Atemwegsparameter, der Entzündungs- und Blutgerinnungswerte und des allgemeinen Gesundheitszustands der Patienten führt. Dies deckt sich auch mit anekdotischen Berichten von niedergelassenen Ärzten aus der Zeit der Pandemie. Darüber hinaus wurde in einigen Studien eine signifikante Reduktion der Behandlungsdauer auf der Intensivstation, der Krankenhausverweildauer und möglicherweise auch der Sterblichkeitsrate beobachtet.7,8 Wichtig zu beachten ist, dass die Ozontherapie nicht den Virus direkt bekämpft sondern durch ihren postulierten Wirkmechanismus die Symptome lindert.
Die häufigste und effektivste Methode zur Verabreichung von medizinischem Ozon bei Patienten mit COVID-19 ist die große Eigenbluttherapie (MAT), gefolgt von der rektalen Insufflation (RI). Die so genannte kleine Eigenbluttherapie (MiAT) und die Injektion von ozonisierten Ölen und ozonisierter Kochsalzlösung spielen bei der Behandlung von COVID-19-Patienten eine untergeordnete Rolle, werden hier jedoch aufgrund der geringen Datenmenge nicht behandelt.9
Bei der MAT werden dem Patienten 100-250 ml Blut entnommen, mit medizinischem Ozon (20-45 μg/ml) angereichert und wieder injiziert, wobei die wirksamen Tagesdosen zwischen 2 und 22,5 mg Ozon liegen.
Bei der effektivsten Form der rektalen Insufflation werden 100 bis 150 ml Sauerstoff-Ozon-Gemisch durch den After in den Darm eingeführt, was zu Tagesdosen von 3,5 bis 16 mg Ozon pro kg Körpergewicht führt.
Seit Beginn der Corona-Pandemie sind zahlreiche Originalarbeiten und eine Reihe von Übersichtsarbeiten zur Ozontherapie bei COVID-19-Patienten erschienen, deren wichtigste Ergebnisse und Schlussfolgerungen im Folgenden dargestellt werden.2,9,10,11,12,13
Unter den neueren Reviews ist die Arbeit von Serra und Kollegen (2023) sehr interessant, die eine Evidence and Gaps Map (EGM) erstellt haben.13 Dabei werden die eingeschlossenen Studien nach Signifikanz und Ergebnis dargestellt, so dass wissenschaftliche Evidenz, Wissenslücken und zukünftiger Forschungsbedarf identifiziert werden können.
Es zeigten sich unterschiedliche (statistisch signifikante) Ergebnisse für die beiden Verabreichungsformen (MAT, RI und MiAT): Die MAT verbesserte die klinischen Symptome der COVID-19-Patienten, die Sauerstoffsättigung, die Erholung vom akuten Atemnotsyndrom, die Atemfunktion und senkte bestimmte Laborwerte (Entzündungsmarker), die bei Infektionen erhöht sind. RI verbesserte auch die klinischen Symptome von COVID-19, einschließlich Husten, verhinderte eine klinische Verschlechterung und Kurzatmigkeit und beschleunigte die Zeit, bis das Virus im PCR-Test nicht mehr nachweisbar war. MiAT hatte einen statistisch signifikanten Effekt auf die Senkung der infektionsbedingten Laborwerte (LDH, CRP und Ferritin).
Fazit der Autoren: Die Auswertung zeigt, dass alle Applikationsformen (MAT, RI, MiAT) für einige Endpunkte einen hohen Evidenzgrad aufweisen. Die Ozontherapie kann die Krankenhausverweildauer verkürzen und Entzündungsmarker senken. Diese Vorteile werden bei Patienten in leichten und/oder mittelschweren Krankheitsstadien beobachtet und könnten die Genesung beschleunigen, um den Eintritt in schwere Stadien von COVID-19 oder in Long-COVID zu vermeiden.13
Ein Nachteil der EGM-Bewertung ist, dass alle Studientypen unabhängig von ihrem Design (Fallstudie, Kohortenstudie, placebokontrolliert etc.) und ohne Berücksichtigung von Störfaktoren gleich behandelt werden. Der Goldstandard in der klinischen Forschung zum Nachweis der Wirksamkeit und Sicherheit einer neuen Therapie sind jedoch randomisierte kontrollierte Studien (RCTs).
Zur Wirksamkeit der Ozontherapie bei COVID-19 gibt es jedoch nur sehr wenige RCTs, und diese umfassen bisher nur kleine Patientenzahlen.
Zwei randomisierte klinische Studien und eine prospektive Kohortenstudie zeigen, dass die Integration der Ozontherapie (RI in einer Studie und MAT in zwei Studien) in die Standardbehandlung den klinischen Zustand der Patienten verbessert, die Zeit bis zur klinischen Besserung verkürzt, den Bedarf an intensivmedizinischer Betreuung reduziert und eine rasche Senkung der Viruslast im Vergleich zur Standardbehandlung ermöglicht (jeweils mit p < 0,05, was als signifikant angesehen wird). Diese Ergebnisse tragen zu einer schnellen Genesung von Patienten bei, bei denen COVID-19 diagnostiziert wurde.14,15
Eine prospektive kontrollierte Studie mit 55 COVID-19-Patienten zeigte sogar, dass der Einsatz von MAT in Kombination mit der konventionellen Behandlung die Sterblichkeitsrate senken kann.16 In einer anderen Studie zeigten sich jedoch keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der Mortalität, der Krankenhausverweildauer, der Notwendigkeit einer mechanischen Beatmung und der Notwendigkeit einer Aufnahme auf der Intensivstation.15
Die vorläufigen Ergebnisse der Ozontherapie bei COVID-19-Patienten sind überwiegend positiv. Bei den Patienten verbesserten sich die Symptome, die Atmung, die Blutgase, die Entzündungs- und Gerinnungsmarker, der allgemeine Gesundheitszustand und die Beatmungsdauer. In einigen Studien verkürzte die Ozontherapie auch die Dauer des Krankenhausaufenthaltes, die Behandlungsdauer auf der Intensivstation und eventuell auch die Sterblichkeitsrate.6,14,15,16,17
Unter „Long COVID“ versteht man Symptome, die länger als vier Wochen nach einer COVID-19-Infektion anhalten oder neu auftreten und für die es keine andere Erklärung gibt. Long COVID umfasst auch das Post-COVID-Syndrom, bei dem die Symptome drei Monate nach einer COVID-Infektion fortbestehen oder neu auftreten.
Aufgrund der bereits besprochenen Wirkmechanismen und der bisherigen Studienergebnisse kann man zwar davon ausgehen, dass die Ozontherapie auch bei Long-COVID wirksam sein könnte.7,18 Studien, die dies speziell untersuchen, gibt es aber bisher wenige mit nur wenigen Patienten.19,20 Auch hier sprechen niedergelassene Ärzte anekdotisch von Behandlungserfolgen aber dies ersetzt keine RCTs.
Die bisher veröffentlichten Studien (mit weniger als 100 Teilnehmern) zeigen überwiegend, dass die Ozontherapie eine nebenwirkungsarme, einfach anzuwendende und wirksame Methode zur adjuvanten (unterstützenden) Behandlung von COVID-19-Patienten ist. Die Mehrzahl der Studien hat gezeigt, dass die Behandlung von COVID-19-Patienten mit medizinischem Ozon zu einer signifikanten Verbesserung der Symptome, der Atemwegsparameter, der Entzündungs- und Blutgerinnungswerte und des allgemeinen Gesundheitszustandes der Patienten führt. In einigen Studien wurde auch eine Verkürzung der Behandlungsdauer auf der Intensivstation und der Krankenhausverweildauer beobachtet.
Dabei wurden für die verschiedenen Applikationsformen von Ozon – insbesondere die große Eigenbluttherapie (MAT) und die rektale Insufflation (RI) – unterschiedliche (statistisch signifikante) Ergebnisse erzielt. Trotz dieser ermutigenden vorläufigen Daten sollten weitere randomisierte, doppelblinde klinische Studien an größeren Patientengruppen in mehreren Zentren durchgeführt werden, um den Nutzen der Ozontherapie belastbar nachzuweisen.