

Cannabis ist in Deutschland teilweise legalisiert und wird zunehmend auch medizinisch genutzt. Doch welche Auswirkungen hat der Konsum auf das Gehirn – insbesondere langfristig? Zwei aktuelle Studien liefern dazu widersprüchliche Ergebnisse.
Hat Cannabis langfristige Auswirkungen auf das Gehirn? Foto: Shutterstock
Cannabis wird nicht erst seit der teilweisen Legalisierung in Deutschland intensiv diskutiert – auch der medizinischer Einsatz nimmt seit einigen Jahren zu. Doch welche langfristigen Auswirkungen hat der Konsum auf das Gehirn? Die Forschung liefert hierzu bislang widersprüchliche Erkenntnisse. Zwei aktuelle Studien zu den Langzeiteffekten von Cannabis kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen:
An der ersten Studie nahmen 57 Erwachsene im Alter von 18 bis 65 Jahren teil, die erstmals medizinisches Cannabis gegen Angststörungen, Depressionen, Schlafstörungen oder Schmerzen erhielten.1 Zur Kontrolle wurde eine zweite Gruppe mit 32 gesunden Personen ohne Cannabiskonsum untersucht.
Um die Auswirkungen des Konsums zu messen, wurde die Gehirnaktivität mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) während kognitiver Aufgaben erfasst – einmal zu Beginn der Studie und erneut nach einem Jahr. Personen mit täglichem Cannabiskonsum oder diagnostizierter Cannabisgebrauchsstörung waren ausgeschlossen.
Nach einem Jahr zeigte sich keine signifikante Veränderung der Hirnaktivität in den untersuchten kognitiven Bereichen:
Die Ergebnisse legen nahe, dass medizinischer Cannabiskonsum über ein Jahr hinweg keine negativen Auswirkungen auf die kognitiven Funktionen des Gehirns hat.
Die zweite Studie ist die bisher umfangreichste ihrer Art.2 Untersucht wurden 1003 junge Erwachsene, die in drei Gruppen eingeteilt wurden:
Die Teilnehmenden absolvierten Tests zu sechs kognitiven Funktionen, darunter Arbeitsgedächtnis, Sprachverarbeitung, logisches Denken und soziale Informationsverarbeitung. Währenddessen wurde ihre Gehirnaktivität mithilfe funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) gemessen.
Im Vergleich zu Nicht-Konsumenten zeigte sich:
Die Interpretation der Ergebnisse ist nicht eindeutig. Die Studie deutet darauf hin, dass langfristiger Cannabiskonsum die Hirnaktivität beim Arbeitsgedächtnis dauerhaft verändert. Allerdings bleibt unklar, ob dies tatsächlich mit kognitiven Defiziten einhergeht. Auffällig ist, dass nur kurzfristiger Konsum in den Tagen vor dem Test zu einer messbaren Verschlechterung der Testergebnisse führte.
Die aktuelle Forschung zu den langfristigen Auswirkungen von Cannabis auf das Gehirn liefert widersprüchliche Ergebnisse. Während eine Studie zeigt, dass medizinischer Cannabiskonsum über ein Jahr keine messbaren negativen Effekte auf kognitive Funktionen hat, deutet eine andere darauf hin, dass langfristiger Freizeitkonsum die Gehirnaktivität beim Arbeitsgedächtnis verändert.
Ob diese Veränderungen tatsächlich zu einer dauerhaften Beeinträchtigung der kognitiven Leistungsfähigkeit führen, bleibt unklar. Fest steht, dass akuter Konsum in den Tagen vor einem Test die Gedächtnisleistung vorübergehend verschlechtern kann.
Langfristig sind weitere groß angelegte Studien erforderlich, um die tatsächlichen Auswirkungen besser zu verstehen. Insbesondere junge Menschen, deren Gehirn sich noch in der Entwicklung befindet, könnten einem höheren Risiko ausgesetzt sein. Die Debatte um die Sicherheit von Cannabis bleibt also weiterhin offen.