Erhöhte Blutungsgefahr durch Omega-3-Fettsäuren?

Omega-3-Fettsäuren gelten als echte Alleskönner für die Herz-Kreislauf-Gesundheit. Sie helfen Cholesterin zu senken und die Blutfettwerte zu verbessern. Doch trotz dieser Vorteile gibt es Bedenken: Könnte die Einnahme von Omega-3-Präparaten das Risiko für Blutungen erhöhen? Eine aktuelle Metaanalyse liefert Antworten.

Omega-3-Kapseln und natürliche Quellen wie Walnüsse und Kürbiskerne auf einem dunklen Hintergrund. Beitrag zur Diskussion über die Vorteile und potenzielle Risiken von Omega-3-Fettsäuren.

Omega-3-Fettsäuren sind essenziell für die Gesundheit, doch wie sicher ist ihre Einnahme? Eine neue Metaanalyse liefert Antworten. Foto: Shutterstock

Was Omega-3 so besonders macht

Omega-3-Fettsäuren gehören zu den mehrfach ungesättigten Fettsäuren und sind essenziell für viele Prozesse im Körper. Sie kommen vor allem in fettem Seefisch, Leinsamen und Walnüssen vor und wirken sich positiv auf die Gesundheit aus:

  • Eicosapentaensäure (EPA): Reduziert Entzündungen und schützt die Gefäße.
  • Docosahexaensäure (DHA): Essenziell für Gehirn und Nervenzellen.

Trotz dieser Vorteile gibt es Bedenken, dass Omega-3-Präparate das Risiko für Blutungen, wie hämorrhagische Schlaganfälle (Blutungen im Gehirn) oder gastrointestinale Blutungen (Blutungen im Magen oder Darm), erhöhen könnten. Eine aktuelle Metaanalyse, veröffentlicht im Journal of the American Heart Association im Mai 2024, hat diese möglichen Risiken untersucht.1

Was wurde untersucht?

Die Metaanalyse analysierte Daten aus elf randomisierten klinischen Studien mit über 120.000 Teilnehmenden, deren Durchschnittsalter über 75 Jahre lag. Im Fokus standen sowohl allgemeine Blutungsereignisse als auch spezifische Blutungsarten wie intrakranielle und gastrointestinale Blutungen. Omega-3-Konsumenten wurden dabei mit einer Kontrollgruppe ohne Supplemente verglichen. Besonders untersucht wurden hochdosierte Präparate mit gereinigter Eicosapentaensäure (EPA), die vor allem in fettem Seefisch vorkommt.

Erhöhen Omega-3-Fettsäuren das Blutungsrisiko?

Die Metaanalyse gibt Entwarnung für die meisten Omega-3-Nutzer: Das Blutungsrisiko ist nicht erhöht. Das relative Risiko (RR) für Blutungen – also der Vergleich des Risikos zwischen zwei Gruppen – lag bei 1,09 (95 % KI: 0,91–1,31; p = 0,34). Das bedeutet, dass statistisch kein Unterschied zwischen Omega-3-Konsumenten und der Kontrollgruppe festgestellt wurde, weder bei hämorrhagischen Schlaganfällen noch bei gastrointestinalen Blutungen.

Ausnahme: Hochdosiertes EPA

Lediglich bei hohen Dosen von gereinigtem Eicosapentaensäure (EPA) zeigte sich ein Anstieg des Blutungsrisikos. Hier war das relative Risiko um 50 % höher. Das klingt zunächst alarmierend, entspricht jedoch einer absoluten Risikoerhöhung (AR) – also der tatsächlichen Wahrscheinlichkeit, dass ein Ereignis in einer bestimmten Gruppe auftritt – von lediglich 0,6 %. Die Studienautoren bewerten dieses Risiko als klinisch gering.

Interessanterweise zeigte die Analyse, dass die EPA-Dosierung der entscheidende Faktor war. Eine gleichzeitige Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten wie Thrombozytenaggregationshemmern hatte dagegen keinen zusätzlichen Einfluss auf das Blutungsrisiko.

Was bedeuten diese Ergebnisse?

Die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren ist generell sicher und nicht mit einem erhöhten Blutungsrisiko verbunden. Auch hochdosierte EPA-Präparate führen lediglich zu einem moderaten Anstieg des Blutungsrisikos, der als klinisch gering eingestuft wird. Die Ergebnisse zeigen, dass Omega-3-Fettsäuren selbst bei älteren Menschen und bei gleichzeitiger Einnahme blutverdünnender Medikamente sicher angewendet werden können. Dennoch sollten Patienten, die hochdosierte Omega-3-Präparate einnehmen, auf mögliche Risiken hingewiesen werden.

Quellen anzeigen
  1. Javaid M, Kadhim K, Bawamia B, Cartlidge T, Farag M, Alkhalil M. Bleeding Risk in Patients Receiving Omega-3 Polyunsaturated Fatty Acids: A Systematic Review and Meta-Analysis of Randomized Clinical Trials. Journal of the American Heart Association. 2024 May 21;13(10):e032390.
Dr. Markus Numberger, promovierter Neurowissenschaftler und medizinischen Fachautor, spezialisiert auf molekulare Neurobiologie, Komplementär- und Integrativmedizin sowie medizinische Kommunikation. Dr. rer. nat. Markus Numberger
Mit einer beeindruckenden Laufbahn, die ihn unter anderem ins Labor des Medizin-Nobelpreisträgers Bert Sakmann führte, ist Dr. Markus Numberger ein herausragender Experte in molekularer Neurobiologie. Seine wissenschaftliche Neugier und sein tiefgründiges Fachwissen, ergänzt durch Forschungsaufenthalte in den USA und an der Charité Berlin, ermöglichen es ihm, die Komplexität der Komplementär- und Integrativmedizin verständlich zu vermitteln.
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