Antioxidantien gegen AMD: Studie belegt verzögerten Krankheitsverlauf

Die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) betrifft Millionen Menschen weltweit und führt oft zu einem irreversiblen Verlust der Sehkraft. Eine neue Studie zeigt nun, dass bestimmte Antioxidantien das Fortschreiten dieser Krankheit verlangsamen können – ein Hoffnungsschimmer für Betroffene.

Schale mit frischen Heidelbeeren auf einem Sehtest-Diagramm, symbolisierend die mögliche Rolle von Antioxidantien bei der Verzögerung des Fortschreitens der altersbedingten Makuladegeneration (AMD).

Heidelbeeren enthalten Antioxidantien, die laut Studien das Fortschreiten der altersbedingten Makuladegeneration (AMD) verlangsamen können. Foto: Shutterstock

Begrenzte Therapiemöglichkeiten bei trockener AMD

Die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) ist eine fortschreitende Erkrankung der Netzhaut, die hauptsächlich ältere Menschen betrifft. Sie führt zu einem allmählichen Verlust der zentralen Sehkraft und ist für rund 80 % der Erblindungen verantwortlich. Es gibt zwei Hauptformen der AMD: die schnell fortschreitende „feuchte“ Form und die häufiger auftretende „trockene“ Form, die zur sogenannten geografischen Atrophie führt, bei der große Bereiche der Netzhaut absterben.

Die Behandlungsmöglichkeiten für die trockene AMD sind bislang begrenzt. Es gibt keine zugelassenen Therapien, die das Fortschreiten der geografischen Atrophie wirksam verlangsamen, ohne dass regelmäßige Injektionen erforderlich sind. Diese sind jedoch oft mit Risiken verbunden, kostenintensiv und nur bedingt wirksam.

US-Studie: Antioxidantien bremsen Netzhautdegeneration

Im April 2024 wurde im Fachjournal Ophthalmology eine Studie veröffentlicht, die untersuchte, ob die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln das Fortschreiten der geografischen Atrophie bei trockener AMD verlangsamen kann.1 In zwei Studien mit insgesamt über 1200 Teilnehmenden wurden die Probanden randomisiert verschiedenen Supplementen oder einem Placebo zugewiesen.

In der ersten Studie (AREDS) erhielt eine Gruppe eine Kombination aus Antioxidantien (500 mg Vitamin C, 400 IU Vitamin E, 15 mg Beta-Carotin) und 80 mg Zink, während die andere Gruppe ein Placebo bekam. In der AREDS2-Studie wurden Beta-Carotin durch Lutein (10 mg) und Zeaxanthin (2 mg) ersetzt und die Zinkdosis auf 25 mg reduziert. Zudem wurden mehrfach kombinierte Präparate getestet.

Die post-hoc-Analyse (also nachträgliche Auswertung) dieser Studien ergab, dass die Vergrößerung der atrophischen Bereiche durch die Einnahme von Antioxidantien signifikant verlangsamt wurde. In der AREDS-Studie betrug die Fortschrittsrate unter Antioxidantien 50,7 μm/Jahr, verglichen mit 72,9 μm/Jahr in der Placebo-Gruppe (p = 0,012). Ein ähnliches Ergebnis zeigte sich in der AREDS2-Studie: Bei Teilnehmern, die Lutein und Zeaxanthin erhielten, lag die Progressionsrate bei 80,1 μm/Jahr im Vergleich zu 114,4 μm/Jahr in der Placebo-Gruppe (p = 0,011).

Die Vergrößerung der gesamten atrophischen Fläche (area-based progression) unterschied sich jedoch nicht signifikant zwischen den Gruppen, weder in AREDS noch in AREDS2 (p > 0,60).

Fazit: Wenn Patienten mit trockener AMD im Spätstadium Nahrungsergänzungsmittel mit Antioxidantien einnehmen, kann dies das Fortschreiten der Netzhautdegeneration in Richtung des zentralen Bereichs der Netzhaut (Fovea), also des Sehzentrums, verlangsamen. Dabei waren die Antioxidantien Lutein und Zeaxanthin etwas wirksamer und sicherer als Beta-Carotin.

Obwohl die Ergebnisse vielversprechend sind, gibt es die Einschränkung, dass die positiven Effekte nicht bei allen Patienten beobachtet werden konnten. Sie traten vor allem bei Patienten mit randständiger geografischer Atrophie auf, während Patienten mit bereits geschädigten zentralen Netzhautbereichen keinen signifikanten Nutzen durch die Supplemente erfuhren.

Fazit: Antioxidantien als Hoffnungsträger bei trockener AMD

Die Ergebnisse unterstützen den Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln zur Verlangsamung des Fortschreitens der geografischen Atrophie bei Patienten mit trockener AMD, auch im Spätstadium. Weitere klinische Studien sind erforderlich, um diese Ergebnisse zu bestätigen und zu klären, ob die Supplementierung tatsächlich zu einer signifikanten Verbesserung der Lebensqualität führt.

Quellen anzeigen
  1. Keenan TDL, Agrón E, Keane PA, Domalpally A, Chew EY; Age-Related Eye Disease Study Research Group; Age-Related Eye Disease Study 2 Research Group. Oral Antioxidant and Lutein/Zeaxanthin Supplements Slow Geographic Atrophy Progression to the Fovea in Age-Related Macular Degeneration. Ophthalmology. 2024 Jul 16:S0161-6420(24)00425-1.
Dr. Markus Numberger, promovierter Neurowissenschaftler und medizinischen Fachautor, spezialisiert auf molekulare Neurobiologie, Komplementär- und Integrativmedizin sowie medizinische Kommunikation. Dr. rer. nat. Markus Numberger
Mit einer beeindruckenden Laufbahn, die ihn unter anderem ins Labor des Medizin-Nobelpreisträgers Bert Sakmann führte, ist Dr. Markus Numberger ein herausragender Experte in molekularer Neurobiologie. Seine wissenschaftliche Neugier und sein tiefgründiges Fachwissen, ergänzt durch Forschungsaufenthalte in den USA und an der Charité Berlin, ermöglichen es ihm, die Komplexität der Komplementär- und Integrativmedizin verständlich zu vermitteln.
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