

Ein neuer Ernährungstrend sorgt für Aufmerksamkeit: der Glukose-Trick. Entwickelt von der französischen Biochemikerin Jessie Inchauspé, soll die Methode helfen, durch eine stabile Blutzuckerkurve Heißhunger zu vermeiden und leichter abzunehmen. Doch was steckt wirklich dahinter?
Ein Glukose-Monitor kann dabei helfen, Blutzuckerspitzen zu vermeiden und den Stoffwechsel zu optimieren – ein zentraler Aspekt des Glukose-Tricks. Foto: Shutterstock
Der sogenannte „Glukose-Trick“ ist eine Ernährungsmethode, die von der französischen Biochemikerin Jessie Inchauspé entwickelt wurde. Ihr Buch Glucose Revolution (deutsch: „Der Glukose-Trick – Schluss mit Heißhunger, schlechter Haut und Stimmungstiefs“) wurde ein internationaler Bestseller. Unter dem Namen „Glucose Goddess“ teilt Inchauspé ihre Ansätze auch über soziale Medien und bietet zusätzlich Online-Kurse, Nahrungsergänzungsmittel und eine App an.1,2,3
Die Kernidee des Glukose-Tricks lautet: Blutzuckerspitzen vermeiden. Je flacher die Glukosekurve, desto besser für die Gesundheit. Dabei sei weniger entscheidend, was man isst, sondern vielmehr in welcher Reihenfolge. Das Ziel ist, den Blutzuckerspiegel stabil zu halten, um Heißhungerattacken zu verhindern und den Stoffwechsel zu optimieren.
Zu den zehn Empfehlungen („Hacks“), die Inchauspé vorschlägt, gehören unter anderem:
Die Empfehlungen des Glukose-Tricks zielen darauf ab, Blutzuckerspitzen nach dem Essen zu reduzieren. Ein erhöhter Blutzuckerspiegel führt zu einer verstärkten Insulinausschüttung, die wiederum die Fettverbrennung hemmt. Wird der Blutzuckerspiegel hingegen stabil gehalten, bleibt auch der Insulinspiegel konstant – was laut der Methode das Abnehmen erleichtern soll.
Die Effekte der einzelnen Empfehlungen im Überblick:
Die wissenschaftliche Datenlage zum Glukose-Trick ist für die drei beschriebenen Empfehlungen unterschiedlich:
Tatsächlich zeigt eine Studie, dass sich Apfelessig positiv auf den Blutzuckerspiegel auswirken kann.4 Allerdings hatte die Studie nur eine sehr kleine Teilnehmerzahl (n=29) und bezog sich auf Menschen mit Typ-2-Diabetes. Insgesamt bleibt die wissenschaftliche Evidenz für die Wirkung von Apfelessig schwach, und es sind weitere Studien notwendig.
Zwei Studien deuten darauf hin, dass die Reihenfolge, in der Lebensmittel verzehrt werden, den Blutzucker beeinflussen kann. Eine Untersuchung mit 16 Typ-2-Diabetikern zeigte, dass der Blutzuckeranstieg nur etwa halb so stark war, wenn die Mahlzeit mit Proteinen und Gemüse begonnen und erst danach Kohlenhydrate gegessen wurden.5 Eine weitere Studie mit 15 Personen mit Prädiabetes bestätigte, dass der Blutzuckeranstieg deutlich geringer ausfiel, wenn das Essen mit Gemüse oder Proteinen begann, statt mit Kohlenhydraten.6
Allerdings wurden beide Studien mit kleinen Stichproben und ausschließlich erkrankten Personen durchgeführt. Es bleibt unklar, ob die Ergebnisse auf gesunde Menschen übertragbar sind. Zudem spielt die Gesamtzusammensetzung einer Mahlzeit eine entscheidende Rolle: Die Kombination von Kohlenhydraten mit Ballaststoffen, Proteinen und Fetten führt unabhängig von der Reihenfolge oft zu einer flacheren Glukosekurve.
Das Sprichwort „Nach dem Essen sollst du ruh’n oder 1000 Schritte tun“ deutet es bereits an: Bewegung nach einer Mahlzeit ist besser als Ruhen. Studien belegen, dass schon ein kurzer Spaziergang von fünf bis zehn Minuten den Blutzuckerspiegel senken, die Verdauung fördern und weitere gesundheitliche Vorteile bieten kann.7,8,9
Ein stabiler Glukosespiegel ohne extreme Blutzuckerschwankungen ist zweifellos gut für die Gesundheit – das ist keine neue Erkenntnis. Studien zeigen, dass ein ausgeglichener Blutzuckerspiegel Heißhungerattacken vorbeugen und ein länger anhaltendes Sättigungsgefühl fördern kann. Starke Schwankungen hingegen können langfristig zu Gewichtszunahme führen.
Doch ist der „Glukose-Trick“ tatsächlich eine fundierte Methode, um abzunehmen? Während die Empfehlung, nach dem Essen in Bewegung zu bleiben, wissenschaftlich gut belegt ist, gibt es Zweifel an den anderen Aspekten.
Kritikpunkte an der Methode:
Die Kernthese des Glukose-Tricks – das Vermeiden von Blutzuckerspitzen – sowie Empfehlungen wie der Verzehr von mehr Gemüse und Bewegung nach dem Essen sind durchaus sinnvoll und werden auch von Ernährungsexperten unterstützt. Für spezifische Ansätze wie die vorgeschriebene Essensreihenfolge oder den Konsum von Apfelessig gibt es jedoch bislang keine umfassende wissenschaftliche Bestätigung.
Bei stoffwechselgesunden Menschen ist eine dauerhafte Überwachung des Blutzuckerspiegels in der Regel nicht notwendig, da eine ausgewogene Ernährung den Stoffwechsel bereits auf natürliche Weise unterstützt. Langfristig ist ein ausgewogener Ernährungsansatz nachhaltiger und effektiver als restriktive Diäten.